12. Diplomarbeit "Predigerseminar in Berlin-Mitte -
      Das Domkandidatenstift von F.A. Stüler"
 
 

Entwurfserläuterung

Nicht zuletzt aufgrund der völlig veränderten städtebaulichen Rahmenbedingungen und bedingt durch das restlose Verschwinden der Bauteile des Domkandidatenstifts (bis hin zur zerstörten oder verschollenen und kaum dokumentierten Inneneinrichtung), erscheint ein kopierender Wiederaufbau heute eher unangebracht.
Der erarbeitete Entwurf versucht durch Referenzen an das zugrunde liegende Vorbild, Anknüpfung an die Geschichte und eine angemessene bauliche Gestalt für die Wiederaufnahme der Arbeit in der Einrichtung an ursprünglichem Ort zu geben.
Wichtigster Bezug zum Gebäude Stülers ist eine annähernde Übereinstimmung mit der Grundfläche der Riegel an Straßenflucht im Norden und südlich davon unter Beibehaltung des zentralen Atriums, welches für die Aufgaben eines auch auf Introvertiertheit zielenden und nach innen gekehrten Predigerseminars von Bedeutung sein kann. Übernehmen die zu den Straßen gewandten, in Ziegelstein ausgeführten Gebäudekörper  die ehemalige Traufhöhe von 15m (trotz einer Geschoßhöhe von 3,50m ein Stockwerk mehr als zuvor), so reagiert das aufgelagerte Dachgeschoß mit damit insgesamt 18,60m auf die heutige Nachbarbebauung.
Wegen der zu berücksichtigen Monbijoustraße liegt der verbindende Teil der U-förmigen Anlage nun direkt hier, das Atrium hat sich, bei den ursprünglichen Abmessungen, dadurch nach Westen verschoben. Der sakrale Gebäudeteil steht erneut frei, als abstrakte Anlehnung an den Vorgängerbau der quadratischen Basilika mit geringer Absenkung im seitlichen Deckenbereich und Zutritt über das Atrium. Im Volumen nimmt sich die Kapelle heute bescheidener aus, die Abstände der äußeren Eckpfeiler entsprechen denen
der ehemaligen inneren Stützen zwischen Mittel- und Seitenschiffen.
Die Kapelle schließt das Atrium nicht vollständig ab, sondern ist gewissermaßen unter das gemeinsame Dach gen Atrium gerückt und steht als erhabener Ort auf einem Sockel in einer das Seminar vom öffentlichen Raum abgrenzenden abgesenkten Kiesfläche.
Anstelle des Campaniles ist eine Glocke in die Fassade der Kirche integriert.
Weitere Anlehnungen an den Entwurf Stülers finden sich in den Rundbögen des Atriumumgangs und beim Seminarportal,  in den Gesimsstreifen der Fassaden und bei der Teilung der Vorderfront, die Lage und Abstände der ehemaligen Wandscheiben nachzeichnet. Außerdem  geben die verwendeten Materialien einen Teil des alten Erscheinungsbilds wieder: Im Kreuzverband gelegte Ziegel und nach Vorbild der Terrakotta-Formteile von March Keramikelemente in den Brüstungszonen.
Bei der Nutzung des Erdgeschosses bieten sich öffentliche Einrichtungen unter christlichen Vorzeichen an. So soll an der Oranienburger Straße gelegen eine Suppenküche für Bedürftige jeder Art eine Ergänzung zur Gastronomie in der Spandauer Vorstadt bieten, wo zwar ebenso viele Plätze wie Einwohner für zahlungskräftige Kunden zur Verfügung stehen, nicht aber für Menschen am Rand der Gesellschaft. Die Küche versorgt gleichzeitig das Refektorium des Predigerseminars.
An der zum Monbijoupark gelegenen Südseite ist eine Kindertagesstätte geplant, die mit etwa 30 Plätzen für die der Nachfrage nicht gewachsene und nach neuem Raum suchende  Kita der Sophiengemeinde Erweiterung schaffen könnte.
Zudem befand sich nach Abriß des Domkandidatenstifts in einem flachen Pavillonbau an gleicher Stelle bis in die Neunziger Jahre bereits eine solche Einrichtung.
Drittes Element öffentlichen Charakters kann das Offene Begegnungszentrum der Religionen sein.
Der interne Bereich des Seminars beginnt damit, vom Foyer an der Monbijoustraße eintretend, im ersten Obergeschoß. Das eigentliche Wohnen ist abgetrennt vom Lernen und Arbeiten. Zum Atrium hin orientierte Studierzellen dienen dem einen, die Wohneinheiten mit Hauptraum, abgetrenntem Schlafbereich, einer kleinen Teeküche und Dusche/WC dem anderen. Der wesentliche Wohnanteil für 16 Seminarteilnehmer befindet sich mit Balkons und Ausblick Richtung Spree an der Südseite, weitere Flächen, für Gäste oder externe Seminarbesucher, auch an der Monbijoustraße.
Nach Norden orientiert mit Stadtbezug befinden sich die Seminar- und Gruppenräume. Eher nach innen gewandte Bereiche erhöhter Konzentration finden sich im vierten Obergeschoß, die mit einer Holzlamellen-Hülle die Umgebung ausblenden und so, „dem Himmel am nächsten“, den nötigen Raum für geistliche Betätigung geben.


Flächennutzungsplan der Umgebung –
Zwischen Öffentlicher Nutzung und Grünfläche


Das Grundstück

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