(Prof. Kandel)
15. Hebel Studentenwettbewerb 1999/2000
Entwurfserläuterung
Der Entwurf bietet den älteren Mitbürgern
die
Alternative zu ihren bisherigen Häusern bzw. Wohnungen, die zu
groß
geworden sind und/oder sich als behindertenunfreundlich herausstellen.
Direkt im Neuen Bahnhofsviertel gelegen gibt es einmal die
Möglichkeit,
am städtischen Leben teilzunehmen, zum anderen lässt es sich
ruhig leben auf dem Sockel, abgehoben vom Trubel zwischen Kino und
Schwimmbad.
Hier wird ein Leben in vertrauter, kleinstädtischer
Atmosphäre
geboten.
Das Neue Bahnhofsviertel im Bielefelder
Sanierungsgebiet
Hauptbahnhof/Nördliche Innenstadt bekommt ein neues Gesicht. Hier
treffen sich Kinofreunde, Sportler, Geschäftsleute und Passanten,
jung und alt. Ein Ort, an dem all diese Menschen zusammenkommen
können,
soll der Service-Sockel sein, in dem neben den
Gemeinschaftseinrichtungen
und dem Pflegeservice für die Bewohner der Anlage eine hohe
Aufenthaltsqualität
durch das kulturelle, gastronomische und Einkaufs-Angebot geschaffen
wird.
Mittels des Hebel Bausystems werden
kostengünstige,
funktionale Wohnungen in rationeller Technik gebaut, die altengerecht
und
behindertenfreundlich sind. Das Leben um den grünen Hof herum
lässt
individuelles und gemeinschaftliches Wohnen zu.
Städtebauliche Einbindung und Hauskonzept
Die gesamte Grundstücksfläche nutzend
reagiert
der Service-Sockel auf die umliegenden kompakten Baukörper. Die
Wohnhäuser
auf dem Sockel bilden eine eigenständige Anlage.
Mit dem Foyer, dem Restaurant, dem Café und den
Läden öffnet sich der Sockel dem Boulevard. Für den
Fußgängerverkehr
von der Stadt in die nördlich gelegenen Stadtteile wird eine
Durchwegung
durch den Sockel geschaffen, der die Möglichkeit einer Pause
bietet.
Durch Veranstaltungen wie Vorträge, Konzerte und Workshops soll
Leben
ins Haus kommen. So wird die Stadt ins Haus geholt, gerade für die
Menschen, denen das Laufen schwerfällt. Auch gibt es eine
stärkere
Aufmerksamkeit der Stadt gegenüber den älteren Mitbewohnern,
die ansonsten gerne vergessen werden. Eine Vorfahrt vor das Foyer ist
durch
die Stichstraße möglich.
Der Sockel ist bedeckt mit einer grünen Wiese, auf
der die Wohngebäude stehen.
Das verbindende Element zwischen dem Service-Sockel und
dem Wohnen ist die Vertikalerschließung mittels der vier
Treppenhäuser.
Die 5-geschossigen Wohngebäude sind einzelne,
im
Zick-Zack stehende Häuser, die durch einen geschlossenen
Laubengang
miteinander verbunden sind. Alle Wohnungen sind nach Süden
ausgerichtet.
Richtung Ostwestfalendamm sind die Bewohner durch den verglasten
Laubengang
vor der Lärmemission geschützt. Als „Schutzhülle" zieht
sich dieser um die Wohnungen auf der Seite der eher unattraktiven Nord-
bzw. Westseite. Die zueinander gesetzte Anordnung der Häuser
lässt
alle Bewohner am Gemeinschaftsleben auf der grünen Wiese
teilhaben.
Auch ist ein Blick in den Innenhof des Sockels möglich und somit
der
Ausblick aus dem Fenster nicht langweilig.
Der Entwurf bietet unterschiedlich große
Wohnungen,
welche durch nachträgliche Veränderungen flexibel nutzbar
sind.
So können bei Bedarf zwei Wohnungen zu einer zusammengelegt bzw.
aus
einer großen Wohnung zwei kleine gemacht werden. Geplant sind 35
1-Zimmerwohnungen à 45qm, 10 2-Zimmerwohnungen à 55qm, 5
4-Zimmerwohnungen à 9Oqm und die Altenwohngemeinschaften mit 5
4-Zimmerwohnungen
à 122qm und 5 5-Zimmerwohnungen à 160qm. Die
letztgenannten
großen Wohnungen sind problemlos in kleine 1- oder
2-Zimmerwohnungen
umzuwandeln. Alle Wohnungen sind barrierefrei und behindertengerecht
ausgeführt.
Es ist darauf geachtet worden, dass auch bettlägerige Bewohner
zumindest
visuell am Leben der Hofanlage teilhaben können. Die Betten
können
am Balkon aufgestellt werden. Die geringe Brüstungshöhe des
Fensters
von 50cm lässt einen erweiterten Ausblick zu.
Der Laubengang dient nicht nur als
Erschließung
und „Schutzhülle": als gemeinschaftlicher, großzügig
angelegter
Flur soll er die Kommunikation unter den Bewohnern fördern. In
seiner
Hälfte weitet er sich zum Wintergarten mit Sonnenterrasse auf,
hier
können sich die Bewohner zum Skatspielen oder zu einem gemeinsamen
Plausch treffen.
Zwei Häuser, verbunden durch einen
Erschließungskern,
sind abgerückt. Hier befinden sich die Altenwohngemeinschaften.
Der Sockel ist zweietagig; er beinhaltet alle
Gemeinschaftseinrichtungen,
die ärztliche Versorgung sowie das Kulturangebot an die Stadt. Im
Untergeschoss lädt der Hof die Passanten zum Verweilen ein und
dient
dem Restaurant als Außenbereich in Alternative zur Terrasse auf
dem
Boulevard.
Das Sockeldach soll eine lntensivbegrünung
erhalten,
die von den Bewohnern selbst gepflegt werden kann. Es entsteht ein Park
- der private Freiraum der Bewohner.
Gestaltung und Konstruktion
Beide Bereiche, der öffentliche Service-Sockel
und
die private Wohnatmosphäre, sind auch konstruktiv voneinander
getrennt.
Die Wohnhäuser sind in Schottenbauweise errichtet. Der Laubengang
kragt aus und die gläserne „Schutzhülle" ist vorgesetzt. Um
Aufenthalthaltsqualität
zu gewährleisten, ist der Laubengang beheizbar.
Die beiden Sockelgeschosse werden von
Stahlbetonstützen
getragen, die in einem 1 Om-Raster stehen. Mittels dieser Konstruktion
wird die Deckenplatte mit den Wohnhäusern getragen.
Die Südseite wird durch die konsequente
Südausrichtung
der Wohnräume genutzt. Außerdem findet eine Energiegewinnung
über Sonnenkollektoren, die sich auf den Dächern befinden,
statt.
Der sommerliche Wärmeschutz ist durch die Loggien und leichten,
innenliegenden
Sonnenschutz gegeben. Das anfallende Regenwasser soll in einem
Zweitkreislauf
genutzt werden.
Die Konstruktion erfolgt mit Hebel Porenbeton für
die Wände sowie Hebel Deckenplatten. Die Putzfassaden erhalten
eine
unterschiedliche Farbgebung. Der Sockel ist von einer Glasfassade
umgeben,
die aus durchsichtigem und opakem Glas besteht, je nach der Funktion
des
Raumes dahinter.
So unterscheiden sich der öffentliche und der
private
Bereich konstruktiv und gestalterisch voneinander.
Lageplan
Grundriss
UG
Grundriss EG
Grundriss
1.OG
Grundriss 2.-5.OG
Ansichten
(mit Anke Thiemer)