12. Diplomarbeit "Predigerseminar in Berlin-Mitte -
     Das Domkandidatenstift von F.A. Stüler"
 
 

Die Institution des Predigerseminars und seine Inhalte

Gemäß den „Grundsätzen für die Ausbildung und Fortbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche Deutschlands“ ist das primäre Ziel bei der Ausbildung zwischen Theologiestudium und praktischer Betätigung die „Förderung pastoraler Kompetenz“.
Im Predigerseminar soll Gelegenheit zum Erwerb des methodischen Grundmusters „der Planung, Durchführung und Kontrolle“ für die Bereiche pastoraler Praxis gegeben werden. Zudem soll es den Rahmen bieten „zur Einführung, sachlichen Begründung und Reflexion dieses methodischen Grundmusters und ihrer gegenstandsspezifischen Variation, sowie zur Rekapitulation, Erweiterung und Vertiefung der durch diese methodische Arbeit verlangten theologischen Kenntnisse und Einsichten“.
Hierbei werden Methoden und Regeln für das hermeneutische (Auslegung und Erklärung der Bibel), kommunikative und organisatorische Verhalten vermittelt, die verschiedenen Dimensionen pastoraler Kompetenz vereinend.
Zu den Inhalten der drei Hauptbereiche der Ausbildung zählen unter anderem:
Im theologisch-hermeneutischen Teil die Vorbereitung und Auswertung von Gottesdiensten und Andachten, freie Bibelgespräche, die Behandlung verschiedener Themen wie Gemeindeaufbau, Seelsorge, Ökumene, Mission, Kasualien (geistliche Amtshandlungen und ihre Vergütung), Homiletik (Geschichte und Theorie der Predigt), theologische Grundfragen, allgemeine Fragen des öffentlichen Lebens und die Einführung in ein „geistliches Leben“.
Der missionarisch-kommunikative Teil beinhaltet die Vermittlung liturgischen Singens, rhetorische und homiletische Übungen, Sprecherziehung, praktische Seelsorgeausbildung, die pädagogische Gestaltung von Jugendarbeit, Konfirmandenunterricht oder Erwachsenenbildung, Krankenbesuche und Sterbebegleitung, aber auch die eigene Freizeitgestaltung in der Gemeinschaft des Seminars.
Im kybernetisch-organisatorischen Teil geht es um die Ausführung und Organisation in Gottesdienst und Gemeinde, um die Gestaltung gemeinsamen und individuellen Lebens und Arbeitens oder um Belange in den Bereichen Verwaltung, Management und Kirchenrecht.
In der Regel 20 Personen kommen nach ihrem etwa fünf Jahre währenden Theologiestudium und einem einjährigen Vikariat im Predigerseminar zusammen, um  sich wie in Wittenberg in einem halben Jahr und in drei zusätzlichen Aufbaukursen zu späterem Austausch und weiterer Begleitung auf die kommende praktische Tätigkeit vorzubereiten.
Galt der Besuch des Predigerseminars bis 1928 noch als Ehre  - besonders am  Domkandidatenstift und dem Werdegang vieler seiner Schüler abzulesen – ist die Teilnahme heute verpflichtend.
Während für Westdeutschland beispielsweise das Theologische Seminar Friedberg/Hessen, das Pfarrseminar  Bad Kreuznach/Rheinland oder Villichs/Westfalen und mit Kloster Loccum das älteste Predigerseminar der Ev.-Luth. Landeskirche Hannover stehen, sind im Bereich der EKU-Ost (Evangelische Kirche der Union, hervorgegangen aus der „Ev. Landeskirche der älteren Provinzen Preußens“, hierzu zählen heute insgesamt Anhalt, Berlin-Brandenburg, schlesische Oberlausitz, Pommern, die Kirchenprovinz Sachsen, außerdem Rheinland und Westfalen) derzeit die Predigerseminare in Brandenburg und Wittenberg zuständig.
Das ehemals Königliche Predigerseminar in Wittenberg wird bereits 1817 gegründet und weist eine weitere Querbeziehung zum Schaffen Stülers auf: Anläßlich des 25-jährigen Bestehens wird 1842 die Instandsetzung des angrenzenden Lutherhauses angeregt, wofür Stüler 1844 als verantwortlicher Oberhofbaurat Pläne erstellt. Originale Bauteile des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert verwendend, wird der Umbau zum Reformationsgeschichtlichen Museum nach seinem Tod bis 1873 im gotisierenden Stil vollendet.
Das jetzige Predigerseminar befindet sich daneben im Augusteum, einem Universitätsgebäude von 1502. Dank ausreichender Investitionen erfüllt der Bau seine jetzige Aufgabe, wenn zur Förderung des Gemeinschaftsgedankens auch bis heute auf individuelle sanitäre Einrichtungen verzichtet wird.
Als sakraler Ort dient neben einem ehemaligen Tresorraum im Sommer auch die unweit gelegene Schloßkirche.
Drei weitere Seminare im Bereich EKU-Ost sind nach 1990 geschlossen worden und die derzeit sinkende Zahl von Theologiestudenten wird in absehbarer Zeit aus Sicht des Seminardirektors in Wittenberg zu einem Pfarrermangel führen. Der Bedarf an Ausbildungsplätzen ist damit längerfristig wohl nicht in Frage gestellt.
Hinzu kommen bereits vor acht Jahren aufgekommene Überlegungen seitens der Kirche zur Neugründung des Predigerseminars in Berlin.


Predigerseminar (vorne) und Lutherhaus Wittenberg


Seminarraum im Predigerseminar Wittenberg


Refektorium


Domkandidaten-Jahrgang 1910 mit Ephorus D. von Dryander

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