12. Diplomarbeit "Predigerseminar in Berlin-Mitte -
      Das Domkandidatenstift von F.A. Stüler"
 
 

Städtebauliches Umfeld und religiöse Prägung an der Oranienburger Straße

Für den Standort in der nordwestlichen Ecke des Parks Monbijou spricht zur Gründungszeit die Nähe einiger Einrichtungen: Der (noch Schinkelsche) Dom, wo die Kandidaten sich in Morgen- und Abendgottesdiensten in Liturgie üben, die Domschule am jetzigen Bahnhof Hackescher Markt, in der sie Religionsunterricht erteilen sollen, das Seminar für Stadtschullehrer neben der Synagoge, in dem sie pädagogisch unterwiesen werden, oder das Domhospital, in dem Andachten zu halten sind. (Später kommen auch Morgenandachten bei Königinwitwe Elisabeth im Schloß Charlottenburg hinzu).
Heute ließe sich noch die nahegelegene Theologische Fakultät der Humboldt- Universität in der Anna-Luise-Karsch-Str. hinzurechnen.
Wie schon zu Mitte des 19. Jahrhunderts finden sich in diesem Bereich der Spandauer Vorstadt aber nicht nur die genannten Institutionen christlicher Prägung, sondern gleichermaßen auch derer jüdischen Glaubens, die hier mittlerweile wieder das Zentrum religiösen Lebens  bilden. Im Mittelpunkt steht dabei die Synagoge, fast zeitgleich mit dem Domkandidatenstift entstanden. Vom Freund F.A. Stülers, Eduard Knoblauch entworfen, aber wegen dessen Erkrankung von Stüler ausgeführt und im Innenraum gestaltet. Nach erfolgter Teilrekonstruktion befindet sich hier heute das Centrum Judaicum. In der Oranienburger Straße 25/26, direkt gegenüber des zur Disposition stehenden Grundstücks, ist der Jüdische Kulturverein und das Anne-Frank-Zentrum zu finden.
Unweit hiervon in der Sophienstraße, durch den dort gewesenen Sammelplatz zur Deportation besonders mit dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung verbunden, befindet sich außerdem eine jüdische Schule.
Nach Angaben des Pastors der benachbarten Ev. Sophiengemeinde ist das alltägliche Leben allerdings eher ein neben- als ein miteinander, der kulturelle Austausch findet allenfalls auf kulinarischer Ebene in den jüdischen Restaurants statt.
Einen möglichen Ort zum Aufbau und zur Pflege solcher Beziehungen könnte das Predigerseminar mit einem offenen Begegnungszentrum bieten, beispielsweise als Sitz der Arbeitsgemeinschaft „Judentum und Christentum“.
Baulich ist die Umgebung des Domkandidatenstifts während der knapp 90 Jahre seines Bestehens einigen Veränderungen unterworfen. Zunächst als Abschluß der durchgehenden Bebauung entlang der Südseite der Oranienburger Straße konzipiert, mit einer zum Park hin frei stehenden Kapelle, entstehen später östlich direkt angrenzend weitere Wohnbauten. Westlich wird mit Entstehen des heutigen Bodemuseums die Monbijoustraße gelegt, womit aus ursprünglichen Brandwänden des Gebäudes nachträglich Giebelfassaden werden. Erhaltene Umbaupläne von 1908-1910 lassen dieses nachvollziehen.
Südlich angrenzend entstehen auf Parkgelände außerdem 1885 die Anglikanische Kirche St. Georg unter Julius Carl Raschdorff (wenig später Architekt des neuen Doms und beim Innenausbau des TU-Hauptgebäudes)  und 1911 an der Monbijoustraße ein königliches Dienstwohnhaus für Gärtner.
Vergleichsweise gewaltig und den Rahmen sprengend ist das 1900-1913 errichtete ehemalige Haupttelegrafenamt. Allenfalls die Bedeutung, die es als Zentrale des dichten Rohrpostnetzes der Reichshauptstadt inne hatte, rechtfertigt das Volumen.
Heute steht es bis auf die derzeitige Nutzung für das Nachtleben größtenteils leer und wartet, wie der gesamte „Motz-Block“ (nach den umgrenzenden Straßen Monbijou-, Oranienburger-, Tucholsky- und Ziegelstraße benannt), auf eine in Aussicht gestellte Millioneninvestition.


Die Monbijoubrücke vor ihrer Zerstörung
(Wiederaufbau nach Angaben zum Masterplan Museumsinsel vorgesehen)


Kinderbad Monbijou kurz nach Eröffnung,
im Hintergrund die Ruine des Domkandidatenstifts


Anglikanische Kirche St. Georg

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